Strecke 2019

Pässe für Weltmeister

Nur acht Monate nach der begeisternden Rad-WM in Innsbruck startet auch die TOUR Transalp in der Tiroler Landeshauptstadt. Das ist schon mal ein absoluter Höhepunkt, weil alleine die Stadt so viel zu bieten hat, dass sie jährlich von vielen Tausenden Touristen aus aller Welt besucht wird. Es lohnt sich also schon alleine aus touristischer Sicht, 2019 bei der Transalp dabei zu sein. Und wenn die Transalp schon in der Stadt der Weltmeister startet, will die Strecke auch sportlich weltmeisterlichen Ansprüchen gerecht werden. Eine knifflige Aufgabe wartet da auf die Radsportler, denn diese Route ist mit einigen anspruchsvollen Etappen gespickt. Von der kurzen Startetappe über den Brenner – dem „Tiroler Sprint“ – vom Inn nach Brixen ans Ufer der Eisack darf man sich da nicht blenden lassen. An Tag 1 heißt es: Warm werden, die Beine auf Betriebs-Temperatur bringen für die „Transalp in der Transalp“ in den nächsten drei Tagen. Denn dann kommt es knüppeldick. An Tag 2 bis 4 stehen nämlich mit summa summarum rund 10700 Höhenmetern drei wahre Körnerfresser auf dem Programm. Sportlich: absolut weltmeisterlich. Landschaftlich: jede schmerzhafte Kurbelumdrehung wert.

Es warten das – erstmals in der Transalp-Historie gefahrene – Penser Joch, der extravagante Gavia-Pass, der spektakuläre Umbrail-Pass und einer der landschaftlich schönsten Alpenpässe, der Bernina-Pass. Wer in Livigno angekommen ist, darf sich schon mal auf die Schulter klopfen. Jeder der in dem zollfreien Ort ankommt, hat bewiesen, dass er das Zeug hat, die Transalp zu beenden. Die schwersten Brocken sind geschafft. Geschenkt sind die restlichen Etappen aber nicht. Denn da wartet noch der berühmt berüchtigte Passo Mortirolo, dessen Rampe vom Valtellina schon oft vom Giro erklommen wurde. Der Mortirolo wird sogar zwei mal überfahren, einen Tag später allerdings nicht vom Tal, sondern über die Bergschulter von Aprica kommend. Am letzten Tag warten der Passo Campo Carlo Magno bei Madonna di Campiglio mit tollen Blicken in die Brenta und der versteckte Passo Daone am südlichen Rand dieses Bergmassivs. Bevor es über zwei vergleichsweise gemütlichen Pässe – den Passo Duron und den Passo del Ballino zum Ufer des Gardasees geht. Und hier kann man dann das Dolce Vita wie die Weltmeister genießen.

Pässe

Etappe 1 – Brenner
Etappe 2 - Penser Joch, Schermoos-Sattel
Etappe 3 - Mendelpass, Passo Tonale, Passo Gavia
Etappe 4 - Umbrailpass, Ofenpass, Passo Bernina, Forcola di Livigno
Etappe 5 - Passo d’Eira, Passo Foscagno, Passo Mortirolo
Etappe 6 - Passo Mortirolo, Passo Tonale
Etappe 7 - Passo Campo Carlo Magno, Passo Daone, Passo Duron, Passo del Ballino

 

Innsbruck - Brixen

Der Tiroler Sprint

Das ist eine kurze Startetappe zum Einrollen. Von Innsbruck, der Tiroler Landeshauptstadt am Inn, führt die Strecke am Bergisel vorbei auf der Brenner-Bundesstraße in Richtung Brenner-Pass. Dabei sind die rund 850 Höhenmeter zur italienischen Grenze elegant auf fast 40 Kilometer verteilt. Es lauert also überhaupt keine Rampengefahr am ersten Tag.

Die Wattwerte an der Kurbel sind mittel bis gering, gerade wenn es vom Brenner über Sterzing nach Brixen geht, wo man, leicht bergab rollend, fast immer Mittreten muss. Nur der kleine Berg am Ende weist noch einmal eine etwas größere Steigung auf. Alles in allem ist diese Etappe aber sehr entspannt – ein richtiges warm Up eben, das zudem zwei der schönsten Tiroler Städte verbindet.

Pass: Brenner

Etappe

Strecke

Anspruch

Kilometer

Höhenmeter

Etappe 1

INNSBRUCK - BRIXEN

2

90,08

1.174

 

BRIXEN - KALTERN AM SEE

Über neue Pässe zur Weinstraße

Das ist eine ganz neue Etappe, die ebenso spannend wie anspruchsvoll ist. Erstmals geht es über das Penser Joch – auf der wenig befahrenen Straße von Sterzing ins Sarntal. Von Sterzing ist die Pass-Anfahrt kurviger und steiler als auf der anderen Seite. Deshalb ist die Abfahrt in Sarntal vergleichsweise flüssig und weniger abschüssig – inmitten blühender Bergwiesen sogar schön zu fahren. Durch einige neue und helle Tunnels geht es dann aus dem Sarntal heraus bis an die Stadtgrenze von Bozen.

Dort, vor den Toren der Provinz-Hauptstadt, beginnt der zweite Anstieg über Jenesien zum Schermoos-Sattel. Zunächst kann man dabei den Blick über die wuselige Großstadt genießen, später die Ruhe weiter Almwiesen auf einem Weide-Plateau hoch über dem Etschtal. Einen schönen Blick auf die Etsch und das weite Tal voller Plantagen hat man dann auch auf der Abfahrt hinab. An der Etsch regiert dann der Weinbau die Landschaft, natürlich auch auf der Weinstraße von Eppan hinauf nach Kaltern.

Pässe: Penser Joch, Schermoos-Sattel

Etappe

Strecke

Anspruch

Kilometer

Höhenmeter

Etappe 2

BRIXEN - KALTERN AM SEE

5

143,40

3.473

 

Kaltern am See - Bormio

Wechselspiel zum Dach der Tour

Die Königsetappe auf das Dach der Tour hat es in sich – und bietet landschaftlich einen irren Mix aus allem, was die Berge zu bieten haben. Es geht hinauf auf den berühmten Passo Gavia, auf 2621 Meter Höhe. Über 2000 Meter Höhenunterschied vom tiefsten Punkt in Kaltern bis zum Gavia lassen schon erahnen, wie viele Klimazonen diese Etappe durchstreift. Zunächst führt der Weg aber hinauf zum Mendelpass. Auf der streckenweise waghalsig in den Fels geschlagenen Straße hat man einen freien Blick auf den Kalterer See und die grüne Weite des mit Reben gefüllten Tales. Grün geht es auf der anderen Seite des Mendelpass weiter, wenn die Route durch das Nonstal führt. Hier wächst aber kein Wein mehr. Endlose Apfelplantagen beherrschen nun die Landschaft. Durch die Apfelblüten führt die Route hinüber ins Val di Sole, in dem die Straße zunächst nur leicht ansteigt (400 Hm auf 25 km).

Erst die letzten Kilometer zum Passo Tonale (900 Hm auf 15 Km) sind mit durchschnittlich 6% etwas steiler. Die wahre Prüfung folgt schließlich am Schluss. 1300 Höhenmeter sind es noch einmal zum Passo Gavia. Doch der Anstieg in atemberaubender Landschaft bietet den Augen großes Bergpanorama im Rücken der Ortlergruppe. Jetzt regiert nicht mehr das satte Grün im Tal, sondern das Grau und Weiß der hochalpinen Bergregionen im Rücken der vergletscherten Kuppen von Cevedale und Königsspitze. Oben angekommen muss der Blick aber wieder auf die Straße fallen, denn die kurvige Abfahrt in Valfurva und weiter nach Bormio macht Laune, hat es aber in sich. Hier heißt es, sich auch nach über 3500 Höhenmetern noch einmal voll zu konzentrieren.

Pässe: Mendelpass, Passo Tonale, Passo Gavia

Etappe

Strecke

Anspruch

Kilometer

Höhenmeter

Etappe 3

KALTERN AM SEE - BORMIO

5                        

137,02

3.749

 

Bormio - Livigno

Flaniermeilen

Diese Etappe musste 2017 wegen Kälte, Wind und starkem Regen am Umbrail-Pass abgebrochen werden. Doch wäre es zu schade, es nicht noch einmal zu probieren. Denn dieser Abstecher nach Graubünden in der Schweiz ist ein purer Augenschmaus. Es geht gleich hinauf zum Umbrail-Pass mit Blick zum Ortler und zum Stilfser Joch und hinab ins schmucke Münstertal. Von hier führt die Route durch den Schweizer Nationalpark über den Ofenpass bis Zernez. Hier ist zwar erst die Hälfte der Strecke, aber doch die größte Anstrengung geschafft.

Von Zernez bis zum Berninapass überwindet man in mäßiger Steigung 900 Höhenmeter auf 47 Kilometern. Da kommt man nicht ins Keuchen und hat definitiv Lust, sich an der Natur zu ergötzen, wenn sich Piz Palü und Piz Bernina, mit 4049 Metern höchster Gipfel der Ostalpen, rechts von der Straße aufbauen. Nach dem Berninapass folgt nur noch der kurze Anstieg zur Forcola di Livigno und eine geradlinige, rasante Abfahrt ins Ziel. Das ist wohl die schönste Etappe der 2019er Transalp – freilich nicht einfach aber diese Route ist jeden gekurbelten Meter Wert.

Pässe: Umbrailpass, Ofenpass, Passo Bernina, Forcola di Livigno

Etappe

Strecke

Anspruch

Kilometer

Höhenmeter

Etappe 4

BORMIO - LIVIGNO

5

133,43

3.455


Livigno - Aprica

Die Rampe des Pantani

Wie kein anderer Pass des Giro d’Italia ist der Mortirolo mit Marco Pantani verbunden. Hier haben Sie ihm sogar ein Denkmal hingestellt, an dem auch 2019 die Strecke der Transalp vorbeiführt. Diese gemeine Rampe mit durchschnittlich über 10% Steigung war für den außerordentlichen Kletterspezialisten aber auch wie gemacht. Das ist eben ein echter „Spreu-vom-Weizen-Anstieg“.

Wer hier ein paar Pfunde zu viele auf den Rippen hat, muss beißen. Doch es lohnt sich, da hinauf zu kurbeln, weil dann die Strecke nach Aprica entspannt zu fahren ist und herrliche Blicke über das Valtellina auf der einen Seite und die Gletscher der Adamello-Gruppe auf der anderen Seite bietet. Das ist in der Summe zwar eine kurze Etappe Doch darf man sie nicht unterschätzen

Pässe: Passo d’Eira, Passo Foscagno, Passo Mortirolo

Etappe

Strecke

Anspruch

Kilometer

Höhenmeter

Etappe 5

LIVIGNO - APRICA

        4

  109,66

       2.463


Aprica - Val di Sole (Ossana)

Kurz mal ins Val di Sole

An Tag sechs bleibt endlich mal Zeit, etwas zu verschnaufen, denn im Vergleich zu den Vortagen kommt dieses Höhenprofil einer Wohltat gleich. Es geht zwar noch einmal über den Mortirolo, aber nicht so steil und lang hinauf, sondern von Aprica kommend auf gleichem Weg über die Panoramastraße, die auf der Bergschulter wieder zu dem Pass auf 1852 Metern Höhe führt. Dabei sind zwar ebenfalls fast 1000 Höhenmeter zu bewältigen, aber die sind hier in einem welligen Profil mit Aufs und Abs verteilt auf 28 Kilometer Länge.

Vom Mortirolo führt dann die Abfahrt wie zuletzt 2011 hinab ins Val Camonica und weiter noch einmal zum Passo Tonale, der auch von dieser Seite keine Rampe ist. Die rasante Abfahrt auf der wenig kurvigen Straße endet schließlich wieder im Val di Sole, wo in Ossana ein ungewöhnlicher Schlussanstieg beginnt. Von hier führt nämlich auf 1,5 Kilometer Länge nur noch eine Schotterstraße hinauf ins Valpiana. Das ist ein Ort zum Ruhe tanken oben im Wald. Lässig, naturnah und ruhig geht es da zu und das passt genau zu dieser vergleichsweise entspannten sechsten Etappe.

Pässe: Passo Mortirolo, Passo Tonale

Etappe

Strecke

Anspruch

Kilometer

Höhenmeter

Etappe 6

  APRICA - VAL DI SOLE (OSSANA)

       3

    82,34

1.979


Val di Sole (Ossana) - Riva del Garda

Rund um die Brenta

Der massive Block der Brenta bildet den landschaftlichen Rahmen der Schlussetappe. Von Dimaro im Val di Sole steigt die Straße über 900 Höhenmeter an zum Passo Campo Carlo Magno bei Madonna di Campiglio. Jetzt hat man einen schönen Blick in das Bergmassiv, um das sich die Strecke auf den nächsten 30 Kilometer noch weiter windet. Nach der Abfahrt ins Val Rendena, ein paar Kilometer nach Pinzolo, wartet schließlich noch ein kleiner, unscheinbarer Pass an der südwestlichen Schulter der Brenta – der Passo Daone. Auf fast 1300 Meter Höhe geht es da noch einmal hinauf. Aber dann heißt es: Tschüss hohe Berge!

Eine kurvige Abfahrt führt hinab ins Tal der Sarca. Jetzt wird der Fluss überquert, der nur 20 Kilometer weiter südlich den Gardasee speist. Auf dem Weg dahin, an sein Nordufer, sind noch zwei gemütliche Pässe zu bewältigen, der Passo Duron und der Passo del Ballino, bevor kurz nach dem türkisgrünen Lago di Tenno erstmals der Blick auf das Ziel, den Gardasee und Riva del Garda, fällt.

Pässe: Passo Campo Carlo Magno, Passo Daone, Passo Duron, Passo del Ballino

Etappe

Strecke

Anspruch

Kilometer

Höhenmeter

Etappe 7

VAL DI SOLE (OSSANA) - RIVA DEL GARDA

3

100,47

2.320